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Grisebach
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Hilma af Klint und das wilde Zeichnen

28.02.2020, Berlin

17. März bis 11. April 2020, verlängert bis 15. Mai 2020
Vernissage: Dienstag, 17. März 2020, 18 Uhr
Grisebach zeigt Werke von Hilma af Klint und spirituelle Zeichnungen aus ihrem Umfeld

Stockholm, November 1906: Die schwedische Künstlerin Hilma af Klint ist 44 Jahre alt, als sie ihr Leben auf den Kopf stellt. Von der akademischen Malerei, in der sie ausgebildet wurde, wendet sie sich ab und beginnt, abstrakt zu arbeiten – in immer größeren Formaten. In den folgenden Monaten entstehen zahlreiche Serien, darunter der Zyklus „Die Zehn Größten“, dessen Bilder mehr als drei Meter in der Höhe messen. Kandinskys, Malewischs oder Mondrians Experimente mit der ungegenständlichen Malerei liegen noch in weiter Ferne, als Hilma af Klint in ihrem Notizbuch festhält: „Die Versuche, die ich unternommen habe […], werden die Menschheit in Erstaunen versetzen.“ Ihre Voraussage bewahrheitete sich spätestens 2018, als das Solomon R. Guggenheim Museum in New York eine große Retrospektive zu ihrem Werk eröffnete: Die Schau zog mehr als 600.000 Besucher an und stieg zur erfolgreichsten Ausstellung in der Geschichte des Museums auf.


Grisebach freut sich, anlässlich der Buchvorstellung von Julia Voss` Biographie „Die Menschheit in Erstaunen versetzen: Hilma af Klint, Leben und Werk“ (S. Fischer Verlag) eine Auswahl von Werken der schwedischen Malerin zu zeigen, zusammen mit Zeichnungen und Dokumenten aus dem Privatarchiv Monica von Rosen/EWF.


Zum ersten Mal wird in Deutschland das einzige überlieferte Selbstporträt gezeigt, das Hilma af Klint von sich malte: Die Künstlerin stellt sich auf dem undatierten Gemälde vor blauem Hintergrund dar, in einem langen weißen Gewand. Ergänzt wird dieses Bild um zehn weitere Werke der Malerin, die noch nie öffentlich gezeigt wurden: handkolorierte Photographien, die in Miniaturformat die Serie „Die Zehn Größten“ wiedergeben. Die Aufnahmen bearbeitete Hilma af Klint vermutlich in den frühen 20er Jahren, als sie sich darum bemühte, ihr Werk, das sie selbst als „bahnbrechend“ bezeichnete, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Folge ließ sie sämtliche 193 Werke, die von 1906 bis 1915 entstanden waren, photographieren. In einem zweiten Schritt kolorierte sie diese Aufnahmen oder reproduzierte sie in zusätzlichen Aquarellen und klebte sie in gebundene Alben. Mit diesem Lebenswerk en miniature schuf sie ein „Museum im Koffer“, mit dem sie nach Dornach, Amsterdam und London reiste.


Zugleich wirft die Ausstellung den Blick in die Vorgeschichte und das Umfeld von Hilma af Klints Werk: Bereits im Alter von siebzehn Jahren nahm sie an ersten Séancen teil. Zu den Förderinnen der jungen Hilma af Klint zählte Bertha Valerius (1824-1895), eine Malerin und Fotografin, die als Medium in Stockholm spirituelle Sitzungen abhielt. Als junge Künstlerin verkehrte Hilma af Klint im Kreis von Huldine Beamish (1836-1892), zu deren Gästen auch der Schriftsteller August Strindberg zählte.


Die alten Ordnungen wurden bei diesen Séancen außer Kraft gesetzt: Lebende treffen auf Tote, Frauen werden zu Männern und umgekehrt, Vergangenheit und Zukunft schieben sich in die Gegenwart, und die Stile, in denen mit Bleistift auf Papier gezeichnet wird, explodieren.


Die Ausstellungseröffnung und Buchvorstellung mit einem Gespräch zwischen Daniel Birnbaum und Julia Voss findet am 17. März 2020 um 18 Uhr in der Fasanenstraße 25 statt.


Die Ausstellung wurde kuratiert von Julia Voss und Anna Ballestrem.