Grisebach freut sich, anläßlich der Buchvorstellung von Rudolf Zwirners Autobiografie „Ich wollte immer Gegenwart“, die von Nicola Kuhn aufgeschrieben und im Wienand Verlag erschienen ist, eine Auswahl von Werken auf Papier aus der Sammlung Zwirner zu zeigen.
In seiner Kölner Galerie zeigte der leidenschaftliche Kunsthändler seit Beginn der 1960er-Jahre in rund 300 Ausstellungen Werke von Ikonen wie Andy Warhol, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Für seinen wichtigsten Sammler Peter Ludwig erwarb er zahlreiche Hauptwerke der Moderne. Sie sind bis heute die Highlights des nach ihm benannten Kölner Museums.
Kölns Status als Kunstmetropole ist nicht zuletzt Rudolf Zwirner als Mitbegründer der ersten Messe für zeitgenössische Kunst 1967 zu verdanken, die auf der ganzen Welt Maßstäbe setzte. Seit 1996 lebt und arbeitet Rudolf Zwirner wieder in seiner Heimatstadt Berlin.
Die Sammlung Zwirner hat jedoch wenig mit seiner beruflichen Tätigkeit als Kunsthändler zu tun, sondern umfasst vielmehr Werke von KünstlerInnen, die er kaum je vertreten oder verkauft hat. Eine verbindende Klammer bildet seine Vorliebe für Kunst auf Papier, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Epochen und Regionen vereint: europäische Handzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts, ostasiatische Kunst vom 16. bis 20. Jahrhundert, Werke der klassischen Moderne genauso wie zeitgenössische und Outsider Kunst. Es ist eine Liebhabersammlung ohne jeglichen Anspruch auf Systematik, dafür mit großem Spürsinn für künstlerische Qualität.
Unter den europäischen Handzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich das forsche Portrait eines jungen Mannes mit Barett von Giovanni Battista Piazzetta, eine Gouache von Pierre Paul Prudhon von 1808, die eine Vorstudie zur berühmten „Entführung der Psyche durch Zephyr“ im Louvre bildet, eine Venezianische Landschaft von Francesco Guardi, das Pastell einer Mutter mit Kind im Omnibus um 1848 von Adolph Menzel und eine nahezu abstrakte Darstellung von Victor Hugo. Das Aquarell eines Grabmals von Hubert Robert von 1798, die delikate Tuschzeichnung eines Brunnens von Ferdinand Olivier und die schmissige Federzeichnung der Anbetung der Könige von Giovanni Domenico Tiepolo um 1750 stellen weitere Preziosen dar.
Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind ein Selbstbildnis von Lovis Corinth von 1921, zwei weibliche Akte von Jean Fautrier von 1943/44, ein Pastell von Auguste Giacometti 1926, eine Collage von Henri Laurens und ein frühes Stillleben von Louis Soutter aus dem Jahr 1906 zu sehen.
Die ostasiatische Kunst wird von der japanischen Dichterin Ono no Komachi repräsentiert, deren Porträt mit der Kalligraphie eines ihrer Gedichte aus der Tosa Schule um 1600 stammt.
Aus dem Bereich der Art Brut sind intensive Zeichnungen von James Castle, Michael Paule und Foma Jaremtschuk vertreten.
Den umfangreichsten Sammlungsschwerpunkt bildet jedoch die zeitgenössische Kunst, die zumeist in größeren Werkgruppen über viele Jahre seit Ende der Galeriezeit bis heute gesammelt worden ist. Sowohl internationale KünstlerInnen wie Marcel Dzama, Simon Lewis, Pavel Pepperstein, Raymond Pettibon und Al Taylor als auch in Berlin lebende KünstlerInnen wie Laura Bruce, Elgar Farber, Jakob Mattner, Bernd Ribbeck und Albrecht Schäfer zählen zu den Favoriten der Sammlung Zwirner.
Die Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung mit Rudolf Zwirner und Nicola Kuhn findet am 24. Oktober 2019 um 18 Uhr in der Fasanenstraße 25 in Berlin statt.
Ausstellung
23. Oktober bis 2. November 2019
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr