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Grisebach
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23 Emil Nolde

Nolde 1867 – 1956 Seebüll

„Helles Sonnenblumenbild“. 1936

Öl auf Leinwand. 73 × 88 cm (28 ¾ × 34 ⅝ in.) Unten rechts signiert: Emil Nolde. Auf dem Keilrahmen mit Pinsel in Schwarz signiert und betitelt: Emil Nolde: „Helles Sonnenblumenbild“

Provenienz

Margarete Clausen, Halle (1936 erworben, seitdem in Familienbesitz)

Addendum/Erratum

1936 beim Künstler erworben. Rahmen: Leihgabe Olaf Lemke, Antike Rahmen, Berlin

EUR 1.000.000 - 1.500.000

USD 1.120.000 - 1.690.000

Verkauft für:

1.045.000 EUR (inkl. Aufgeld)

Herbstauktionen 247-254

Ausgewählte Werke, 26. November 2015

Emil Nolde geriet schon früh in den Bann der Kunst Vincent van Goghs. Die allererste Begegnung mit einem seiner Selbstportraits fand bereits 1898 in München statt. Über die Zeit um 1900 berichtet Nolde in seinen Lebenserinnerungen: „In München und Berlin hatte ich viel neuzeitliche Kunst gesehen. Die Werke von Van Gogh, Gauguin und Munch hatte ich kennengelernt, begeistert verehrend und liebend. Ich mußte mit diesen fertig werden.“ (Emil Nolde: Jahre der Kämpfe. Köln 1985, S.76). Bei aller Faszination für das Werk des großen Niederländers kam für Nolde eine allzu offenkundige künstlerische Orientierung an dessen Malerei nicht in Frage. Er nahm diesen Einfluß – wie viele andere der frühen Jahre auch – in sich auf in dem Bestreben, einen eigenen Stil zu finden, was ihm um 1906/07 gemeinsam mit den Malerfreunden der Künstlergruppe Brücke auch gelang. So verwundert es nicht, daß Noldes erste Sonnenblumenbilder in Anlehnung an Van Gogh erst Ende der 1920er Jahre entstanden, sich dann aber innerhalb seiner Kunst zu einem Hauptmotiv entwickelten, sowohl im Ölbild als auch in der Aquarellmalerei. Die inzwischen erlangte Souveränität im Umgang mit der Farbe mag ihn ermutigt haben, sich mit dem großen Vorbild Van Gogh zu messen und dessen Sonnenblumenbildern ein markantes, expressionistisches Statement entgegenzusetzen. In seinem „Hellen Sonnenblumenbild“ rückt Nolde das Motiv bewußt ganz nah an den Betrachter heran. Durch unterschiedlich große Blüten und eine raffinierte tiefenräumliche Staffelung erwecken insbesondere die zentrale helle Blüte sowie die beiden bräunlichen darunter den Eindruck, als wendeten sie sich dem Betrachter wie zum Dialog direkt zu. Der grünlich-blaue Fond von Blättern und Stengeln betont die Eigenständigkeit jeder einzelnen der insgesamt neun Blüten. Ihre ganz unterschiedlichen, individuellen farblichen und gestalterischen Eigenheiten erwecken den Eindruck, als habe Nolde in ihnen ausgeprägte Persönlichkeiten gesehen, die mit dem Betrachter in direkten Kontakt treten und einzeln gewürdigt werden möchten. Ihr Erscheinungsbild geht weit über das eines lapidaren Blumenstraußes hinaus und verdeutlicht Noldes Grundauffassung einer beseelten Natur. Dies unterstreicht auch der Titel eines zeitgleich entstandenen Blumenbildes Noldes, das sich im übrigen einst in der-selben Privatsammlung wie das vorliegende befand und welches der Maler „Blumenfamilie“ nannte. AF