Zum Inhalt springen
Grisebach
.
37 René Magritte

Lessines 1898 – 1967 Brüssel

„La malédiction“. 1963

Öl auf Leinwand auf Karton. 16,1 × 21 cm (6 ⅜ × 8 ¼ in.) Unten rechts signiert: Magritte. Rückseitig mit Kugelschreiber in Schwarz gewidmet: Amicalement à Monsieur et Madame Amiel Najar René Magritte 1963. Dort auch ein Etikett der Mayor Gallery, London

Provenienz

Amiel E. Najar, Brüssel / Privatsammlung, Berlin

Addendum/Erratum

Das Gemälde wird dem Comité Magritte, La Fondation Magritte, Brüssel, im Oktober 2015 im Original vorgestellt.

EUR 150.000 - 200.000

USD 162.000 - 216.000

Verkauft für:

865.000 EUR (inkl. Aufgeld)

Auktionen 237-246

van Gogh bis Twombly. Ausgewählte Werke, 4. Juni 2015

Literatur und Abbildung

Patrick Waldberg: René Magritte. Suivi d’une bibliographie générale par André Blavier. André de Rache, Brüssel 1965, Abb. S. 234

Wenige Künstler haben die Vorstellung von der Kunst im 20. Jahrhundert derart stark geprägt wie René Magritte. Frühe Anregungen empfing der Maler durch die Dada-Bewegung. In den späten zwanziger Jahren lernte er dann in Paris den Kreis der Surrealisten um André Breton und Paul Éluard kennen. Auch die Bilder Giorgio de Chiricos sollen ihn damals nachhaltig beeindruckt haben. In der Folge schuf Magritte ein in der europäischen Kunst einzigartiges Gesamtwerk, in dem sich präzise ausgeführte Bildideen und vage Assoziationen akkurat die Waage halten. Unsere Fassung von „La malédiction“ hat eine Reihe von Vorläufern, die alle denselben Titel tragen. Der Prototyp all dieser Gemälde, die Magritte über mehrere Jahrzehnte schuf, stammt aus dem Jahr 1931 (Sylvester 337). Die Arbeit daran fiel in eine für den Künstler entscheidende Phase. Zu jener Zeit lebte er schon wieder in Brüssel, hielt jedoch regen Kontakt zu seinen Freunden in Paris. Erste Erfolge stellten sich ein. Magritte entwickelte seinen eigenen Stil, illustrierte den Buchumschlag zu „Qu’est-ce que le surréalisme?“ von André Breton. Außerdem hatte er zum ersten Mal in seiner Laufbahn größere Ausstellungen, im Palais des Beaux-Arts in Brüssel und 1936 auch in New York. In diesen für ihn so wichtigen Monaten zieht er mit „La malédiction“ die Summe aus seinen bisherigen Erfahrungen. Die Kluft zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren hat hier die denkbar größte Tiefe erreicht. Der einladende blaue Himmel mit seinen dahingetupften Schäfchenwolken kollidiert heftig mit dem Titel, durch den der Künstler sein Werk vervollständigte. Die Unbeschwertheit eines Sommertages wird so auf sehr konkrete Weise zum Fluch. Denn dadurch erlangt das Bild eine Kraft, vergleichbar mit den maliziösdoppeldeutigen Weissagungen antiker Orakel. Als wollte Magritte dem Betrachter mitteilen, daß er es ihm gern selbst überlassen möchte, Sinn darin zu finden – allerdings, wie bei jedem anständigen Rätsel, auf eigenes Risiko. (UC)