Zum Inhalt springen
Grisebach
.
15 Max Pechstein

Zwickau 1881 – 1955 Berlin

„Ein Sonntag“. 1921

Öl auf Leinwand. 80 × 100 cm (31 ½ × 39 ⅜ in.) Unten rechts signiert (ligiert): HMPechstein. Rückseitig in Schwarz mit Werknummer bezeichnet, betitelt und signiert: 1921 (12 Ein Sonntag HMPechstein

Provenienz

Dr. Walter Minnich, Montreux (um 1921 beim Künstler erworben, bis 1937) / Kunstmuseum, Luzern (1937 als Schenkung von Walter und Alice Minnich erw., Inv.-Nr. KH 320, „Sonntag, Kornfeld“) / Kunsthändler Gerhard Brauer, Amsterdam (1964 vom Kunstmuseum Luzern erw., bis 1969) Kunsthandel, Hamburg (erw. 1969) / Privatsammlung, Schweiz

EUR 500.000 - 700.000

USD 539.000 - 754.000

Verkauft für:

865.000 EUR (inkl. Aufgeld)

Auktionen 237-246

van Gogh bis Twombly. Ausgewählte Werke, 4. Juni 2015

Ausstellung

Max Pechstein. Zürich, Kunsthaus, 1923, Kat.-Nr. 65 („Sonntagmorgen, Kornfeld“) (?)

Literatur und Abbildung

Auktion 508: Kunst des XX. Jahrhunderts. Köln, Kunsthaus Math. Lempertz, 4./5.12.1969, Kat.-Nr. 4869, Abb. Tf. 2 / Isabel Greschat und Christoph Lichtin (Hrsg.): Der Sammler Walter Minnich und das Kunstmuseum Luzern. Pechstein, Melzer, Soutine, Terechkovitch [anläßlich der Ausstellung „Modell für ein Museum’“, Luzern, Kunstmuseum, 2006/07]. Heidelberg, Kehrer Verlag, 2006, S. 38, Anm. 74

Die politische Nachkriegsordnung zwang Pechstein 1921, sich einen neuen Ort für die sommerlichen Arbeitsaufenthalte zu suchen. Er fand ihn in Leba, an der pommerschen Ostseeküste. An Freunde schreibt er: „Neue Landschaft, neue Menschen, ich habe mich hineingefressen. [...] Dazu habe ich das Ackerland hinten, also ein bedeutend breiteres Arbeitsfeld als in Nidden.“ (Zit. nach: Ausst.-Kat. Max Pechstein. Sein malerisches Werk, Brücke Museum Berlin, Berlin 1996, S. 21) Unser Gemälde ist ein großartiges Zeugnis für die Inspiration, welche die neue Landschaft in dem Maler weckte. Zwischen Getreidefeldern schreitet ein Mensch auf einem gewundenen Weg in die Tiefe der hügeligen Landschaft. Durch Wolkenlücken brechen Sonnenstrahlen und tauchen alles in goldenes Licht. Wie schon in seinen früheren Arbeiten sind die Farben bei Pechstein weniger Emotion und Ausdrucksverlangen, sondern voll des sinnlichen Natureindrucks. Die Welt war ihm nicht Gleichnis, sondern Gegenwart. Pechstein liebte es, Lichteindrücke wiederzugeben. Spiegelungen, Sonnenuntergänge: Kaum einer seiner expressionistischen Malerfreunde vermochte es so eindringlich wie Pechstein, den Natureindruck so glanzvoll zu überhöhen. Während Schmidt-Rottluff das Naturvorbild deutlich erkennbar zum Zeichen reduziert, wirkt die Vereinfachung der Dinge bei Pechstein so organisch, daß man als Betrachter kaum irritiert ist. Haben wir nicht alle jene durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen schon einmal genau so gesehen wie auf dem Gemälde? Die Komposition ist ganz aus der Farbe heraus entwickelt. Unser Bild besteht lediglich aus Gelb, Grün und Blau. Blockhaft sind die Feldstreifen horizontal geschichtet. Sonnenstrahlen und Weg sorgen für vertikale und diagonale Gegenbewegungen. In leuchtender Fülle sind die Töne auf die Leinwand gebracht. Der Betrachter spürt die Freude des Malers vor dem Motiv, seine nach den Entbehrungen des Krieges wiedergewonnene Lebensfreude. (OH)