Als junger Künstler in Rom scheint es geradezu unmöglich, nicht von den Kunstschätzen der Ewigen Stadt verzaubert zu werden. So muss es auch Carl Christian Vogel ergangen sein, als er sich 1813 im Alter von 25 Jahren den Nazarenern anschloss, um die Werke der Renaissance-Meister zu studieren. Teil des Pflichtcurriculums waren selbstredend Raffaels vatikanische Stanzen, insbesondere die Stanza della Segnatura. Neben dem Wahren und dem Guten steht hier vor allem das Schöne im Zentrum, das von einem Freskengewölbe bekrönt wird mit Allegorien der Theologie, Philosophie, Gerechtigkeit und Poesie.
1822 erhielt Vogel den Auftrag zur Ausmalung des Kuppelsaals im neu erbauten Palais in Pillnitz, der Sommerresidenz der sächsischen Könige. Die Fresken des Festsaals sollten ikonografische Darstellungen der schönen Künste zeigen. In den Lünetten Malerei, Musik, Bildhauerei und Baukunst. In den Zwickeln der Kuppel Personifikationen von Anmut, Liebe, Philosophie und Poesie. Die vorliegende Zeichnung erscheint mittelbar von Raffaels Poesia inspiriert und vorbereitend für den ganzfigurigen Genius mit Flügeln des Pillnitzer Wandgemäldes.
Von Sternen und Lorbeer bekrönt, scheint das jugendliche Gesicht der Dichterin ihrer Inspiration entgegenzublicken, im Begriff des Musenkusses. Ähnliche Gedanken müssen den Künstler und seinen Freund Ludwig Tieck umgetrieben haben, die im Entstehungsjahr von Zeichnung und Fresko beide in Dresden lebten. Als Autor der „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ und „Franz Sternbalds Wanderungen“ gilt Tieck als Wegbereiter der romantischen Literatur und hatte maßgeblichen Einfluss auf das Kunstverständnis der nazarenischen Malerei. Welchen Anteil Ludwig Tieck an der Konzeption des ikonografischen Programms des Pillnitzer Kuppelsaals hatte, bleibt allerdings noch zu entdecken. LJM
Allegorie der Poesie (Vorzeichnung zu einem Wandgemälde im Kuppelsaal des Neuen Palais Pillnitz). Wohl 1822
Schwarze und weiße Kreide über Bleistift auf braunem Papier, auf Bütten aufgezogen. 52,3 × 41,2 cm
(20 ⅝ × 16 ¼ in.). Unten mit Bleistift bezeichnet, signiert und datiert: An Ludwig Tieck von C. Vogel. Dresden 1822. [3257]
Als junger Künstler in Rom scheint es geradezu unmöglich, nicht von den Kunstschätzen der Ewigen Stadt verzaubert zu werden. So muss es auch Carl Christian Vogel ergangen sein, als er sich 1813 im Alter von 25 Jahren den Nazarenern anschloss, um die Werke der Renaissance-Meister zu studieren. Teil des Pflichtcurriculums waren selbstredend Raffaels vatikanische Stanzen, insbesondere die Stanza della Segnatura. Neben dem Wahren und dem Guten steht hier vor allem das Schöne im Zentrum, das von einem Freskengewölbe bekrönt wird mit Allegorien der Theologie, Philosophie, Gerechtigkeit und Poesie.
1822 erhielt Vogel den Auftrag zur Ausmalung des Kuppelsaals im neu erbauten Palais in Pillnitz, der Sommerresidenz der sächsischen Könige. Die Fresken des Festsaals sollten ikonografische Darstellungen der schönen Künste zeigen. In den Lünetten Malerei, Musik, Bildhauerei und Baukunst. In den Zwickeln der Kuppel Personifikationen von Anmut, Liebe, Philosophie und Poesie. Die vorliegende Zeichnung erscheint mittelbar von Raffaels Poesia inspiriert und vorbereitend für den ganzfigurigen Genius mit Flügeln des Pillnitzer Wandgemäldes.
Von Sternen und Lorbeer bekrönt, scheint das jugendliche Gesicht der Dichterin ihrer Inspiration entgegenzublicken, im Begriff des Musenkusses. Ähnliche Gedanken müssen den Künstler und seinen Freund Ludwig Tieck umgetrieben haben, die im Entstehungsjahr von Zeichnung und Fresko beide in Dresden lebten. Als Autor der „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ und „Franz Sternbalds Wanderungen“ gilt Tieck als Wegbereiter der romantischen Literatur und hatte maßgeblichen Einfluss auf das Kunstverständnis der nazarenischen Malerei. Welchen Anteil Ludwig Tieck an der Konzeption des ikonografischen Programms des Pillnitzer Kuppelsaals hatte, bleibt allerdings noch zu entdecken. LJM