Wir danken Juerg Judin und Dr. Pay Matthis Karstens für freundliche Hinweise.
Literatur und Abbildung
Kunstmuseum Schloss Derneburg (Hg.): Baselitz/Schönebeck: 1962-66. Mailand, Skira (erscheint 2025)
Arbeiten von Eugen Schönebeck zu sehen ist immer ein großes Glück. Einerseits, weil es nur so wenige von ihnen gibt, denn 1966/67 hört Schönebeck auf zu malen. Andererseits, weil dieses schmale Werk zum Eigenständigsten gehört, was die deutsche Nachkriegsmalerei hervorgebracht hart. Es ist faszinierend und verstörend zugleich, öffnet die Abgründe des deutschen Nachkriegs und neue malerische Welten.
Von 1955 bis 1961 studierte Schönebeck an der heutigen Universität der Künste Berlin und befreundete sich dort mit Georg Baselitz. Ungefähr zeitgleich mit Baselitz wandte er sich 1960 der figurativen Zeichnung und Malerei zu. Sie waren die ersten deutschen Künstler, die die traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs in ihren Bildern bearbeiteten. 1961 und 1962 veröffentlichten sie die „Pandämonischen Manifeste“, in denen sie in avantgardistischem Gestus einen neuen Malstil forderten. Eine enge, produktive und für die deutsche Malerei höchst folgenreiche Freundschaft, die allerdings schon bald in die Brüche ging und sich in ihr Gegenteil verkehrte.
Von dieser ebenso produktiven wie konfliktbeladenen Freundschaft kündet das vorliegende Doppelporträt. Dargestellt sind Baselitz und Schönebeck als siamesische Zwillinge, die sich kopfüber berühren. Das Blatt ist 1963 entstanden und war ursprünglich auf beiden Seiten monogrammiert. Einige Zeit später haben sich die Freunde zerstritten und gingen eigene Wege, woraufhin Schönebeck das Monogramm unter seinem Porträt unter feinen Lineaturen unkenntlich gemacht hat.
Was bleibt, ist ein wunderbares, altmeisterlich fein in Tusche gearbeitetes Blatt, auf dem die beiden Porträts nach Halt suchen, ortlos schweben und umeinander kreisen. Schönebeck hier kopfüber und auf dem wesentlich kleineren Baselitz-Kopf ruhend. Oder ihm entspringend. Martin Engler
Tusche über Bleistift auf Papier. 36,8 × 26,9 cm
(14 ½ × 10 ⅝ in.). Unten rechts monogrammiert und datiert: ES 63. Die Zeichnung wird aufgenommen in das Werkverzeichnis der Papierarbeiten Eugen Schönebecks von Juerg Judin und Dr. Pay Matthis Karstens, Berlin (in Vorbereitung). [3143] Gerahmt
Provenienz
Privatsammlung, Berlin (direkt vom Künstler erworben)
Wir danken Juerg Judin und Dr. Pay Matthis Karstens für freundliche Hinweise.
Literatur und Abbildung
Kunstmuseum Schloss Derneburg (Hg.): Baselitz/Schönebeck: 1962-66. Mailand, Skira (erscheint 2025)
Arbeiten von Eugen Schönebeck zu sehen ist immer ein großes Glück. Einerseits, weil es nur so wenige von ihnen gibt, denn 1966/67 hört Schönebeck auf zu malen. Andererseits, weil dieses schmale Werk zum Eigenständigsten gehört, was die deutsche Nachkriegsmalerei hervorgebracht hart. Es ist faszinierend und verstörend zugleich, öffnet die Abgründe des deutschen Nachkriegs und neue malerische Welten.
Von 1955 bis 1961 studierte Schönebeck an der heutigen Universität der Künste Berlin und befreundete sich dort mit Georg Baselitz. Ungefähr zeitgleich mit Baselitz wandte er sich 1960 der figurativen Zeichnung und Malerei zu. Sie waren die ersten deutschen Künstler, die die traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs in ihren Bildern bearbeiteten. 1961 und 1962 veröffentlichten sie die „Pandämonischen Manifeste“, in denen sie in avantgardistischem Gestus einen neuen Malstil forderten. Eine enge, produktive und für die deutsche Malerei höchst folgenreiche Freundschaft, die allerdings schon bald in die Brüche ging und sich in ihr Gegenteil verkehrte.
Von dieser ebenso produktiven wie konfliktbeladenen Freundschaft kündet das vorliegende Doppelporträt. Dargestellt sind Baselitz und Schönebeck als siamesische Zwillinge, die sich kopfüber berühren. Das Blatt ist 1963 entstanden und war ursprünglich auf beiden Seiten monogrammiert. Einige Zeit später haben sich die Freunde zerstritten und gingen eigene Wege, woraufhin Schönebeck das Monogramm unter seinem Porträt unter feinen Lineaturen unkenntlich gemacht hat.
Was bleibt, ist ein wunderbares, altmeisterlich fein in Tusche gearbeitetes Blatt, auf dem die beiden Porträts nach Halt suchen, ortlos schweben und umeinander kreisen. Schönebeck hier kopfüber und auf dem wesentlich kleineren Baselitz-Kopf ruhend. Oder ihm entspringend. Martin Engler