Mimmo Rotella war fasziniert von übereinander geklebten Werbeplakaten und Postern. In den 1950er-Jahren begann er bei Spaziergängen in seiner Heimatstadt Rom, Plakate, vor allem Filmplakate und Werbung für Alltagsgegenstände, von den Wänden zu entfernen und mit in sein Studio zu nehmen. In seinen Décollagen riss er partiell einzelne Plakatschichten ab, schuf so zunächst nahezu abstrakte Kompositionen und wurde in seinem späteren Œuvre immer figurativer.
Eine frühe Décollage aus Schrift und Buchstabenfetzen liegt uns hier vor. Mehrere Schichten aus übereinanderliegendem schwarzem, rotem, blauem und gelbem Papier, texturiert durch Risskanten und feine Wellungen, ergeben eine abstrakte Komposition, bei der Buchstaben nur als Fragmente auftauchen und dennoch daran erinnern, dass sie wohl einmal Teil einer prägnanten Werbebotschaft waren. Die Schrift verliert ihre Lesbarkeit und wird so zur reinen Form. Diese frühen Decollagen beziehen sich auf die abstrakte Malerei des Tachismus und sind nicht zuletzt auch in der Tradition von Kubismus und Dada, insbesondere der Collagen von Kurt Schwitters, zu sehen.
Mimmo Rotella schloss sich drei Jahre nach der Entstehung unserer Décollage den „Nouveaux Realistes“ an, der Pariser Künstlergruppe um den Kunstkritiker Pierre Restany, die sich 1960 in der Wohnung von Yves Klein gegründet hatte und deren Mitglieder die Verwendung von Alltagsmaterialien in ihrer Kunst verband. Mit dabei waren, neben Yves Klein, Arman, François Dufrêne, Raymond Hains, Martial Raysse, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Jacques Villeglé. Mimmo Rotella und César stießen 1961 hinzu.
Innerhalb der Gruppe kommt Mimmo Rotella eine besondere Rolle zu, schlägt er doch durch die Verwendung von Bildern aus Werbung und Massenkultur stets auch eine Brücke zur Pop-Art. Während sich die Pop-Art deren Sujets allerdings als Motive aneignete und sie heroisierte, brachte Rotella die Werbung aus dem Stadtraum ganz physisch in die Kunst, mit all den Überlagerungen, Abstraktionen und Bedeutungsverschiebungen, die sich durch das wiederholte Überkleben und Abreißen ergeben.
Über einen Besuch in Rotellas Atelier im Jahr 1958 schrieb Pierre Restany: „An den Wänden sah ich die gesamte Welt der Straße einer spektakulären synthetischen Reduktion unterworfen: abstrakte Collagen aus abgerissenen Plakaten, ein wahres Festival launischer Einfälle der Werbetypographie, die hier auf ihren materiellen Rohzustand zurückgeführt worden waren.“ ES
Décollage auf Hartfaser. 32,5 × 26,5 cm
(12 ¾ × 10 ⅜ in.). Unten links mit Kugelschreiber in Blau signiert: Rotella. Rückseitig mit Kugelschreiber in Blau signiert, datiert und mit Richtungspfeil und Ortsangaben bezeichnet: Rotella Collage (1959) 25 PASSEGGIATA RIPETTA ROME (ITALIE). [3068]
Mimmo Rotella war fasziniert von übereinander geklebten Werbeplakaten und Postern. In den 1950er-Jahren begann er bei Spaziergängen in seiner Heimatstadt Rom, Plakate, vor allem Filmplakate und Werbung für Alltagsgegenstände, von den Wänden zu entfernen und mit in sein Studio zu nehmen. In seinen Décollagen riss er partiell einzelne Plakatschichten ab, schuf so zunächst nahezu abstrakte Kompositionen und wurde in seinem späteren Œuvre immer figurativer.
Eine frühe Décollage aus Schrift und Buchstabenfetzen liegt uns hier vor. Mehrere Schichten aus übereinanderliegendem schwarzem, rotem, blauem und gelbem Papier, texturiert durch Risskanten und feine Wellungen, ergeben eine abstrakte Komposition, bei der Buchstaben nur als Fragmente auftauchen und dennoch daran erinnern, dass sie wohl einmal Teil einer prägnanten Werbebotschaft waren. Die Schrift verliert ihre Lesbarkeit und wird so zur reinen Form. Diese frühen Decollagen beziehen sich auf die abstrakte Malerei des Tachismus und sind nicht zuletzt auch in der Tradition von Kubismus und Dada, insbesondere der Collagen von Kurt Schwitters, zu sehen.
Mimmo Rotella schloss sich drei Jahre nach der Entstehung unserer Décollage den „Nouveaux Realistes“ an, der Pariser Künstlergruppe um den Kunstkritiker Pierre Restany, die sich 1960 in der Wohnung von Yves Klein gegründet hatte und deren Mitglieder die Verwendung von Alltagsmaterialien in ihrer Kunst verband. Mit dabei waren, neben Yves Klein, Arman, François Dufrêne, Raymond Hains, Martial Raysse, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Jacques Villeglé. Mimmo Rotella und César stießen 1961 hinzu.
Innerhalb der Gruppe kommt Mimmo Rotella eine besondere Rolle zu, schlägt er doch durch die Verwendung von Bildern aus Werbung und Massenkultur stets auch eine Brücke zur Pop-Art. Während sich die Pop-Art deren Sujets allerdings als Motive aneignete und sie heroisierte, brachte Rotella die Werbung aus dem Stadtraum ganz physisch in die Kunst, mit all den Überlagerungen, Abstraktionen und Bedeutungsverschiebungen, die sich durch das wiederholte Überkleben und Abreißen ergeben.
Über einen Besuch in Rotellas Atelier im Jahr 1958 schrieb Pierre Restany: „An den Wänden sah ich die gesamte Welt der Straße einer spektakulären synthetischen Reduktion unterworfen: abstrakte Collagen aus abgerissenen Plakaten, ein wahres Festival launischer Einfälle der Werbetypographie, die hier auf ihren materiellen Rohzustand zurückgeführt worden waren.“ ES