Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für freundliche Hinweise.
Literatur und Abbildung
Ausst.-Kat.: Menzel – der Beobachter. Hamburg, Kunsthalle, 1982, S. 237
In der Reihe skurriler Gouache-Kompositionen Menzels aus den Jahren 1886/1887, die man als Parodien auf die Geschichtsmalerei lesen kann, fallen drei zusammengehörige Stücke auf: „Sämtlich nicht bei der Sache“, „Der Brief“, „Heimgang von der Kirche“. Sie sollten den Anfang eines „Cyklus“ bilden, der als „Unterlage für eine Novelle“ gedacht war. „Sämtlich nicht bei der Sache“ (heute in Privatbesitz) zeigt den Auftakt zu einer im 17. Jahrhundert angesiedelten Handlung: Zwei in einer Kirche kniende Kavaliere werden durch den Anblick einer jungen Dame vom Gebet abgelenkt – der weitere Verlauf wird jedoch ihre Hoffnungen enttäuschen.
Die sehr detaillierte Modellstudie zum vorderen Knienden (oben auf einem angestückten Papierstreifen ergänzt, denn das Motiv endete ursprünglich in Höhe der Stirn) wurde am Malpult sehr frei umgesetzt: In der Gouache deutet das veränderte und bereicherte Kostüm mit Schärpe, Degen und Stiefeln – und einem breiten Hut in der Bildecke – eindeutig auf einen Edelmann; auch rücken die Beine zusammen, der ganze Körper wird lebhaft nach vorn gestreckt und der Kopf vom Betrachter weg- und der Dame im Gestühl zugewandt. Mit dem über die Schulter fließenden langen Haar, das die nüchterne Kurzfrisur des Studienmodells ersetzt, geht die Seiten- in die Rückansicht über, wodurch eine räumliche (und psychische) Spannung aktiviert wird. Claude Keisch
Studie zur Gouache „Sämtlich nicht bei der Sache“. 1886
Bleistift auf Papier. 16 × 18,1 cm
(6 ¼ × 7 ⅛ in.). Unten links monogrammiert und datiert: A. M. 86. Mit einem Gutachten von Marie Ursula Riemann-Reyher, Berlin, vom Dezember 2009. Die obere Partie wurde ergänzt. Ob diese Montage von Menzel selbst stammt, ist nicht sicher. [3060] Gerahmt
Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für freundliche Hinweise.
Literatur und Abbildung
Ausst.-Kat.: Menzel – der Beobachter. Hamburg, Kunsthalle, 1982, S. 237
In der Reihe skurriler Gouache-Kompositionen Menzels aus den Jahren 1886/1887, die man als Parodien auf die Geschichtsmalerei lesen kann, fallen drei zusammengehörige Stücke auf: „Sämtlich nicht bei der Sache“, „Der Brief“, „Heimgang von der Kirche“. Sie sollten den Anfang eines „Cyklus“ bilden, der als „Unterlage für eine Novelle“ gedacht war. „Sämtlich nicht bei der Sache“ (heute in Privatbesitz) zeigt den Auftakt zu einer im 17. Jahrhundert angesiedelten Handlung: Zwei in einer Kirche kniende Kavaliere werden durch den Anblick einer jungen Dame vom Gebet abgelenkt – der weitere Verlauf wird jedoch ihre Hoffnungen enttäuschen.
Die sehr detaillierte Modellstudie zum vorderen Knienden (oben auf einem angestückten Papierstreifen ergänzt, denn das Motiv endete ursprünglich in Höhe der Stirn) wurde am Malpult sehr frei umgesetzt: In der Gouache deutet das veränderte und bereicherte Kostüm mit Schärpe, Degen und Stiefeln – und einem breiten Hut in der Bildecke – eindeutig auf einen Edelmann; auch rücken die Beine zusammen, der ganze Körper wird lebhaft nach vorn gestreckt und der Kopf vom Betrachter weg- und der Dame im Gestühl zugewandt. Mit dem über die Schulter fließenden langen Haar, das die nüchterne Kurzfrisur des Studienmodells ersetzt, geht die Seiten- in die Rückansicht über, wodurch eine räumliche (und psychische) Spannung aktiviert wird. Claude Keisch