Die zu diesem Gemälde erfolgten umfangreichen Recherchen haben keine Hinweise auf eine problematische Provenienz ergeben.
Ausstellung
Karl Blechen. 1798–1840. Zeichnungen und Aquarelle. Würzburg, Galerie Gurlitt im Mainfränkischen Kunst-Verein, August 1944, Kat.-Nr. 74
Literatur und Abbildung
Auktion Karl & Faber, München, 24.11.1962, Kat.-Nr. 561, m. Abb. („Baumstudie unter Abendhimmel“)
Das Italienerlebnis 1828/29 war für Blechen bekanntlich entscheidend. Eine Befreiung des Sehens zugunsten einer Malerei, die nichts und niemand anderem verpflichtet ist als sich selbst – und demjenigen, der sie erschafft, dem Künstler. Nirgends wird dies deutlicher als in seinen Zeichnungen, Aquarellen und Ölskizzen während und nach dieser Reise. Das ungestörte Sehen und Aufnehmen im Atelier wandelt sich beim Malen unter freiem Himmel zu einem intensiven Wahrnehmen sich stets wandelnder Naturerscheinungen. Die Entschiedenheit, mit der Blechen sein subjektives Naturerleben kompromisslos unmittelbar in Malerei umsetzte, führt diese wunderbare Studie eindrücklich vor Augen. Der Gegenstand selbst, ein „entlaubter Baum (Weide?), dahinter 2 Pappeln, auf bewegtem Terrain, im Vordergrunde Strauchwerk, im Hintergrund ein Hain“, so die rückseitige Beschreibung im Gutachten von Guido Kern, tritt komplett zurück hinter die Malerei selbst. „Für das Studium der Blechenschen Technik ist sie besonders aufschlussreich“, wie er berechtigt anmerkt. Ohne Vorzeichnung entwirft Blechen in lasierender Ölfarbe sein Bild aus dem Moment heraus direkt auf dem Papier. Scheinbar in einem Atemzug entsteht aus kurzen Strichen, Wirbeln und Tupfen eine lebhaft strukturierte Oberfläche, die weder Auftrag und Spuren des Borstenpinsels noch den Papiergrund verneint, der immer wieder durchblitzt. Die Konsistenz des mal lichteren, mal dichteren Farbauftrags steigert sich von einem eher transparenten, in ruhigeren Zügen lediglich angedeuteten Hinter- bis Vordergrund auf der linken Blatthälfte (Himmel, Hain oder Schilf) hin zu einem stark durchwirbelten, in dunkleren Ocker- und Brauntönen über,- unter- und ineinandergreifendes Pinsel- und Farbspiel, das unsere Aufmerksamkeit bündelt. Die deutlich abstrahierenden Tendenzen werden noch verstärkt durch die wohl zuletzt noch hineingesetzten eher linearen Strukturen in grauer Farbe, die Vegetation im unmittelbaren Vordergrund andeuten. Malerei als Malerei. Eine progressive Denkvorlage für die Ausrichtung des modernen Künstlers. AA
Öl auf Papier, auf Karton aufgezogen. 18,2 × 23,8 cm
(7 ⅛ × 9 ⅜ in.). Werkverzeichnis: Nicht bei Rave. Rückseitig mit einer Bestätigung von Prof. Dr. Guido Joseph Kern, Wasserburg a. Inn, vom 20. November 1944. [3046] Gerahmt
Provenienz
Unbekannter Vorbesitz / Kunsthandel Wolfgang Gurlitt, Berlin/Linz (wohl ab 1941 in Kommission) / Privatsammlung, Rheinland (um 1968, seitdem in Familienbesitz)
Die zu diesem Gemälde erfolgten umfangreichen Recherchen haben keine Hinweise auf eine problematische Provenienz ergeben.
Ausstellung
Karl Blechen. 1798–1840. Zeichnungen und Aquarelle. Würzburg, Galerie Gurlitt im Mainfränkischen Kunst-Verein, August 1944, Kat.-Nr. 74
Literatur und Abbildung
Auktion Karl & Faber, München, 24.11.1962, Kat.-Nr. 561, m. Abb. („Baumstudie unter Abendhimmel“)
Das Italienerlebnis 1828/29 war für Blechen bekanntlich entscheidend. Eine Befreiung des Sehens zugunsten einer Malerei, die nichts und niemand anderem verpflichtet ist als sich selbst – und demjenigen, der sie erschafft, dem Künstler. Nirgends wird dies deutlicher als in seinen Zeichnungen, Aquarellen und Ölskizzen während und nach dieser Reise. Das ungestörte Sehen und Aufnehmen im Atelier wandelt sich beim Malen unter freiem Himmel zu einem intensiven Wahrnehmen sich stets wandelnder Naturerscheinungen. Die Entschiedenheit, mit der Blechen sein subjektives Naturerleben kompromisslos unmittelbar in Malerei umsetzte, führt diese wunderbare Studie eindrücklich vor Augen. Der Gegenstand selbst, ein „entlaubter Baum (Weide?), dahinter 2 Pappeln, auf bewegtem Terrain, im Vordergrunde Strauchwerk, im Hintergrund ein Hain“, so die rückseitige Beschreibung im Gutachten von Guido Kern, tritt komplett zurück hinter die Malerei selbst. „Für das Studium der Blechenschen Technik ist sie besonders aufschlussreich“, wie er berechtigt anmerkt. Ohne Vorzeichnung entwirft Blechen in lasierender Ölfarbe sein Bild aus dem Moment heraus direkt auf dem Papier. Scheinbar in einem Atemzug entsteht aus kurzen Strichen, Wirbeln und Tupfen eine lebhaft strukturierte Oberfläche, die weder Auftrag und Spuren des Borstenpinsels noch den Papiergrund verneint, der immer wieder durchblitzt. Die Konsistenz des mal lichteren, mal dichteren Farbauftrags steigert sich von einem eher transparenten, in ruhigeren Zügen lediglich angedeuteten Hinter- bis Vordergrund auf der linken Blatthälfte (Himmel, Hain oder Schilf) hin zu einem stark durchwirbelten, in dunkleren Ocker- und Brauntönen über,- unter- und ineinandergreifendes Pinsel- und Farbspiel, das unsere Aufmerksamkeit bündelt. Die deutlich abstrahierenden Tendenzen werden noch verstärkt durch die wohl zuletzt noch hineingesetzten eher linearen Strukturen in grauer Farbe, die Vegetation im unmittelbaren Vordergrund andeuten. Malerei als Malerei. Eine progressive Denkvorlage für die Ausrichtung des modernen Künstlers. AA