Grisebach freut sich, anlässlich der BERLIN PHOTO WEEK eine Sonderausstellung über das Werk von George Hoyningen-Huene (1900-1968) zu zeigen.
Wie kein anderer verstand es Hoyningen-Huene, meistens lediglich als Huene bekannt, Kunst, Mode und Kino miteinander zu verbinden. Er arbeitete vor allem in Paris, New York und Hollywood und erlangte zunächst internationalen Ruhm für seine sehr anspruchsvolle Mode- und Porträtfotografie. Seine sorgfältig ausgeleuchteten Studiokompositionen mit Elementen der Moderne, des Neoklassizismus und des Surrealismus machten Huene von 1926 bis 1935 zu einem der führenden Fotografen der Zeitschriften Vogue und Vanity Fair, später auch von Harper’s Bazaar und einem der wichtigsten Chronisten innerhalb der miteinander verflochtenen Welten von Kunst, Mode, Design, Film und High Society. Von seinen Zeitgenossen verehrt, inspirierte er auch nachfolgende Generationen von Fotografen und Filmemachern in aller Welt. Richard Avedon bezeichnete Huene als “ein Genie, der Meister von uns allen”.
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem George Hoyningen-Huene Estate Archives, Benjamin Jäger, dem Art Director der BERLIN PHOTO WEEK und Grisebach. Rund 50 Fotografien aus Huenes außergewöhnlicher Karriere werden bei Grisebach gezeigt. Ausgestellt werden nicht nur seine eleganten Couture-Mode-Shootings, sondern auch seine glamourösen Porträts von Bühnen- und Leinwandstars sowie Fotografien seiner zahlreichen Reisen durch Europa und Afrika. Seltene Abzüge aus dem Archiv werden neben außergewöhnlichen großformatigen Platin-Palladium-Abzügen gezeigt. Einige der Fotografien werden zum ersten Mal öffentlich präsentiert.
In dem ersten Teil der Ausstellung wird Huenes Einfluss auf Modemagazine beleuchtet, für die er mit den Topmodels seiner Zeit, wie Lisa Fonssagrives und Toto Koopman arbeitete. Zwei seiner Lieblingsmodelle waren die deutsche Agneta Fischer und die Amerikanerin Lee Miller, die beide später selbst Fotografinnen wurden. Er brachte Anmut und Natürlichkeit in seine Fotoshootings der exklusiven Couture-Kreationen von Designern wie Balenciaga, Chanel, Lanvin, Schiaparelli und Vionnet, und er galt als Spezialist für elegante Inszenierung von Bademode.
Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Portraitfotografie von Huene. Die Filmindustrie hatte Huene seit seiner Jugend fasziniert. Dutzende von Schauspielern und Künstlern wurden von ihm abgelichtet und er bereitete sich auf jedes Shooting aufs Neue vor, denn er strebte danach, die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der jeweiligen Hollywood-Idole festzuhalten. So portraitierte er unter anderem Gary Cooper, Marlene Dietrich und Anna May Wong in den 1930er Jahren, Rita Hayworth und Katharine Hepburn in den 1940er Jahren, Greta Garbo in den 1950er Jahren und Ava Gardner in den 1960er Jahren.
Irgendwann wurde ihm sein Studio zu eng und getrieben von dieser Unruhe, begab er sich mit seiner Kamera auf eine Reihe von Reisen, aus denen fünf Bücher hervorgingen: African Mirage, the Record of a Journey (1938); Hellas (1943); Egypt (1943); Mexican Heritage (1946); und Baalbek/Palmyra (1946). Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich Huenes atemberaubenden Landschaftsbildern und ungeschönten Porträts von Menschen, denen er überall auf der Welt begegnete.
Das letzte Kapitel der Ausstellung befaßt sich mit den beeindruckenden Platin-Palladium-Abzügen, die für ihre Langlebigkeit und ihr reiches Tonwertspektrum berühmt sind. In den 1960er Jahren begann Irving Penn mit dem Platin-Palladium-Verfahren zu experimentieren und andere folgten, darunter auch sein Fotografenkollege Horst P. Horst. 1968 hatte Huene sein Archiv Horst P. Horst vermacht, und in den 1980er Jahren begann Horst, von Huenes Negativen Platin-Palladium-Abzüge herzustellen, die von Museen und Sammlern erworben werden konnten. Diese außergewöhnlichen Abzüge haben eine satte, matte Oberfläche und ihre Tonwerte reichen von samtigen Schwarztönen bis hin zu einer Vielzahl von Grautönen und zarten Weißtönen. Die Ausstellung beinhaltet 15 der unter Horsts Anleitung entstandenen Abzüge, darunter ikonische Bilder wie z.B. Divers (1930). Im Jahr 2020 hat der Estate eine neue Serie von Platin-Palladium-Abzügen in streng limitierter Auflage herausgebracht, von denen einige dieser spektakulären Abzüge erstmals in Deutschland zu sehen sein werden.
Zu seinen Lebzeiten war Huene in wegweisenden deutschen Ausstellungen wie Film und Foto der 20er Jahre (1929) und während der Photokina (1963) vertreten. In jüngerer Zeit waren seine Bilder zwar in Ausstellungen zur Geschichte der Modefotografie zu sehen, eine Einzelausstellung zu seinem Werk gab es jedoch in Deutschland noch nie. Seine Arbeiten befinden sich in vielen hochkarätigen Sammlungen, darunter dem Getty Museum, Museum of Modern Art, Centre Georges Pompidou, Victoria and Albert Museum oder der Sammlung F.C. Gundlach.