Max Beckmanns „Selbstbildnis gelb-rosa“, gemalt 1943, ist ein internationales Meisterwerk – ein vergleichbares Kunstwerk ist in Deutschland nach 1945 nicht auf dem Auktionsmarkt gewesen. Das Gemälde – entstanden im Amsterdamer Exil und ein Geschenk an seine Frau Quappi – befindet sich seit seiner Entstehung in Privatbesitz. Es ist nicht nur der Höhepunkt unserer kommenden Winterauktionen, sondern auch ein Spitzenlos der Herbstsaison auf dem internationalen Auktionsmarkt.
„Seit ich dieses museale Gemälde – das für mich zu den schönsten und eindrucksvollsten Selbstporträts Max Beckmanns zählt – zum ersten Mal sah, konnte auch ich mich seiner Faszination nicht mehr entziehen. Dass ein Werk dieser Bedeutung auf den Kunstmarkt kommt, ist ein großes Ereignis und eine einmalige Chance für Sammler und Museen weltweit.“
(Bernd Schultz, Senior Partner bei Grisebach)
Das „Selbstbildnis gelb-rosa“ ist eines der raren Selbstporträts Beckmanns, das sich noch in privater Hand befindet. Auf dem internationalen Auktionsmarkt wurden zuletzt 2001 das „Selbstbildnis mit Trompete“ ($ 22,5 Mio.) und 2005 das „Selbstbildnis mit Glaskugel“ ($ 16,8 Mio.) in New York versteigert. Selbstbildnisse Max Beckmanns sind Glanzlichter der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, z.B. im Museum of Modern Art (New York), Harvard Art Museum (Cambridge), Albertina (Wien), Art Institute (Chicago), Neue Galerie (New York), Institute of Arts (Detroit), Art Museum (Saint Louis), Neue Nationalgalerie (Berlin).
Max Beckmann (Leipzig 1884–1950 New York) zählt zu den international bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Werk hat er einen singulären Beitrag zur modernen Kunstgeschichte geleistet. Seine Selbstbildnisse aus der Exilzeit sind vor allem seelenhafte Embleme einer existenzbedrohenden Ausnahmesituation. Das „Selbstbildnis gelb-rosa“ von 1943 ist jedoch nicht nur ein Blick auf sich, sondern ein offenes Bekenntnis von Beckmanns Widerstand. Das Gemälde unterscheidet sich auffallend von den vorherigen und den nachfolgenden Erkundungen des eigenen Ichs. Gegen die drohende Resignation malt Beckmann sich 1943 in überraschend hellen Farben ohne die übliche Düsternis. Das dominierende Schwarz fehlt, der gelbe Stoff oder der helle Pelz seiner Kleidung - möglicherweise ein Morgenrock - verweisen auf die häusliche Umgebung oder auf das Atelier. Außer dem angeschnittenen roten Rahmen eines Spiegels ist jeder Hinweis auf ein Interieur vermieden; der Künstler zeigt sich bewusst außerhalb der Gesellschaft. Nichts weist in diesem Bild hin auf die Weltlage von 1943, auf Beckmanns Exil in Amsterdam, inmitten eines von deutschen Truppen gewaltsam besetzten Landes.
Die übereinander gelegten Arme und flach aufgelegten Hände erinnern an eine Gebetshaltung. Beckmanns Blick und sein wissendes, nur angedeutetes Lächeln sind ohne jedes symbolische Attribut nach links am Betrachter vorbei auf etwas gerichtet, was in weiter Ferne allein dem inneren Auge zugänglich scheint. Im gesamten Habitus, in der traditionellen orangegelben Kleidung, dem nahezu kahlen Kopf und der Meditationsübungen entnommenen Armhaltung erinnert Beckmann an einen buddhistischen Mönch. Das Selbstbild ist Ausdruck monumentaler Ruhe und eines ersehnten inneren Friedens. Es ist zugleich auch ein Werk großer einzigartiger malerischer Kraft.
Grisebach hat in der Vergangenheit zahlreiche Spitzenpreise für Werke Max Beckmanns erzielt, darunter 5,5 Millionen Euro für die „Ägypterin“, dem seit 2018 bis heute höchsten Auktionszuschlag für ein Gemälde in Deutschland. Mit der Versteigerung des „Selbstbildnisses gelb-rosa“, das uns aus einer Schweizer Privatsammlung anvertraut wurde, bestätigen wir unsere hervorragende Expertise und deutsche Marktführerschaft für den Künstler.
Micaela Kapitzky