Mit einem Gesamtergebnis von 20 Mio.* blickt Grisebach auf eine höchst erfolgreiche Herbstsaison zurück. Schon am ersten Tag des viertägigen Auktionsmarathons fiel in der Photoauktion der erste Rekord:
August Sanders 70-teilige Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ konnte für phänomenale 949.000 EUR versteigert werden (Schätzung 300.000 EUR). Die untere Gesamtschätzung der Auktion wurde verdoppelt.
Im vielbebotenen 19. Jahrhundert gab es Überraschungen: Das Titellos, Max Pietschmanns großartiges Bildnis eines Akademiemodels in Dresden von 1885, mobilisierte 17 Telefon- und mehrere Saalbieter: Für 75.000 EUR (Schätzung 6.000 EUR) ging es in den amerikanischen Handel. Nochspektakulärer war die Steigerung von 6.000 EUR auf 102.500 EUR für Osmar Schindlers „Germanischen Krieger mit Helm“ aus dem Jahr 1902 (Privat, Europa).
Die ORANGERIE-Auktion setzte unter dem Slogan „Große Tiere. Von animalisch bis politisch” über 1,2 Millionen Euro um. Das kuratierte Cross-Over der Epochen und Werke aus bildender und angewandter Kunst – von der chinesischen Schildkröte der Han-Dynastie (33.750 EUR) über Porzellan-Möpse aus Meissen von 1749 (62.500 EUR) bis zu Louise Bourgeois’ Pranke von 1993 (45.000 EUR) – inspirierte nicht nur das deutschsprachige Publikum zu Geboten. Emil Noldes Löwin (87.500 EUR) und Richard Müllers Prometheus mit Geier (56.250 EUR) sowie die mehrteilige Fotoinstallation der „Alliierten“ von Frank Thiel (112.500 EUR) sind exemplarisch für die guten Ergebnisse.
In der Klassischen Moderne galoppierten die Gebote bei Franz Marcs Postkarte mit grünem und weißem Pferd in Weltrekordhöhe: Mit 781.000 EUR gewann ein süddeutscher Privatsammler das Rennen (Schätzung 250.000 EUR). Zwei museale Meisterwerke waren Lovis Corinths „Selbstportrait am Walchensee“ und Max Pechsteins Frauenbildnis „Die hellgrüne Jacke“, die mit jeweils 525.000 EUR nach Nordrhein-Westfalen gingen. Teuerstes Los des Abends mit „Ausgewählten Werken“ wurde Marc Chagalls Spätwerk „Les fiancés aux anémones“ von 1979, das für 1.195.000 EUR unter Vorbehalt zugeschlagen wurde. Es wurde zugunsten des christlich-jüdischen Hilfswerks Kiriat Yearim versteigert.
Ein vollbesetzter Saal und zahlreiche Telefonbieter sorgten für eine hervorragende Verkaufsquote im Bereich der Zeitgenössischen Kunst. Schon in den „Ausgewählten Werken“ zeigte sich das Interesse an der Kunst der Gegenwart: Günter Förgs „Bleibild“ von 1991 ging für 312.500 EUR in eine deutsche Sammlung (Schätzung 250.000 EUR), und Gotthard Graubners Farbkissen erstritt ein Sammler aus dem Rheinland für 175.000 EUR (Schätzung 100.000 EUR). Am Folgetag setzte sich die gute Stimmung im Auktionssaal fort: Kirkeby, „Untitled“, 1981, 112.500 EUR (Schätzung 40.000 EUR), Lüpertz, „Triumph der Linie“, 1977, 77.500 EUR (Schätzung 35.000 EUR), Genzken, „Weltempfänger“, 52.500 EUR (Schätzung 25.000 EUR). Unter großem Applaus wurde Thomas Zipps „Medicine #1“ zugunsten von Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika für 81.250 EUR (Schätzung 6.000 EUR) zugeschlagen.
Mit dem Ergebnis der Herbstauktionen ist Grisebach sehr zufrieden.
Micaela Kapitzky
* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld