Die letzte bedeutende Sammlung Alter Kunst aus dem Berlin der zwanziger Jahre wurde am Wochenende mit spektakulären Zuschlägen in der Villa Grisebach versteigert: Die aus 384 Kunstwerken bestehende Sammlung Rohde-Hinze, die als verschollen galt, wurde zu einer Gesamtsumme von € 6.750.000* versteigert – damit wurde sogar die obere Schätzung um 2,5 Millionen Euro übertroffen. So war dies die bislang erfolgreichste Auktion der Sparte „ORANGERIE. Ausgewählte Objekte“ bei Grisebach. Hervorzuheben ist ebenfalls die Zuschlagsquote von fast 90 Prozent – ein für die Sparte Kunsthandwerk und Alte Meister herausragendes Ergebnis.
Europäische, amerikanische und asiatische Bieter lieferten sich zum Teil minutenlange Gefechte um die marktfrischen Werke. Besonders begehrt waren bedeutende italienische und niederländische Gemälde sowie rare Asiatica.
Preislich an der Spitze steht der „Wasserfall“ des Holländers Jacob van Ruisdael, den sich ein deutscher Privatsammler für € 805.000 sichern konnte (Schätzung € 180.000–240.000). Dies wäre ganz im Sinne der Sammlungsgründer gewesen: Denn es war genau dieses Gemälde, das die Sammlung begründete und zuletzt 1925 in der berühmten Ausstellung „Kunst aus Privatbesitz“ in der Berliner Akademie der Künste ausgestellt war. Der flämische Meister Anthonis van Dyck schuf einen ausdrucksstarken Apostelkopf, der mit einem Preis von € 293.750 seine Schätzung von € 60.000–80.000 weit hinter sich ließ. Lavinia Fontanas Knabenportrait von 1581 konnte mit € 212.500 seine Schätzung wie manches andere Werk der drei Auktionen sogar mehr als verzehnfachen.
Auch die Versteigerung von Kunsthandwerk mit einzigartigen Porzellanen der Manufakturen Meissen und KPM sorgte immer wieder für extreme Preissprünge. Am signifikantesten aber war die Entwicklung in der Abteilung der Asiatica. Hier wurden zwei Buddha-Skulpturen aus dem 18. Jahrhundert (Startpreis zusammen € 30.000) nach heftigen Gefechten zwischen chinesischen Bietern im Saal und an den Telefonen für insgesamt € 531.250 versteigert.
Gesellschafter Bernd Schultz: „Es war uns eine besondere Freude und Ehre, die legendäre Sammlung Rohde-Hinze kunsthistorisch aufzuarbeiten und nun mit einem spektakulären Ergebnis für den Nachlaß zu versteigern. Der Halbjahresumsatz bei Grisebach beträgt damit € 33 Millionen. Jetzt freuen wir uns auf unsere große 250. Auktion Ende November.“
Micaela Kapitzky
*alle Preise inkl. Aufgeld