Auktion Nr. 279
am 29. November 2017, 18 Uhr
Am Mittwoch, den 29. November werden bei Grisebach in Berlin über 200 Losnummern Moderner und Zeitgenössischer Photographie versteigert.
Spitzenlos der Auktion ist ein Vintage Abzug von Edward Steichen, dem „Patriarchen der Photographie“. Bei den „Foxgloves“, entstanden 1926, handelt es sich um einen von Steichen persönlich ausgewählten Abzug, der wohl als Druckvorlage für sein Buch „Steichen. The Photographer“ diente. Die herausragende Qualität, die Bildschärfe und die außergewöhnliche Haptik der Photographie, zeigen eine Sinnlichkeit und Plastizität, wie sie so – auch innerhalb der Neuen Sachlichkeit – außergewöhnlich ist (EUR 50.000/70.000).
Wie kaum ein anderer prägte Otto Steinert die deutsche Photographie der 1950er und 1960er Jahre. Steinert war Begründer und einflußgebender Vertreter der Subjektiven Fotografie und Mitbegründer der avantgardistischen Gruppe fotoform. Der „Appell“ aus unserer Auktion, datiert 1950, bezeugt, dass die bildgestalterische Umsetzung ab 1945 in seinem Werk einen immer größer werdenden Anteil einnahm. (EUR 12.000/15.000).
Versteigert wird auch eine der raren, erhaltenen Photomontagen Mies van der Rohes. Die Technik des Collagierens und Montierens stellt für die 1920er Jahre eine wichtige neue Darstellungsform dar. Mies nutzte die Montage eines nicht realisierten Entwurfs eines Bank- und Bürogebäudes am Stuttgarter Hindenburgplatz für einen Wettbewerb 1928. Mies van der Rohe, bis heute uneingeschränkt bedeutendster Architekt des 20. Jahrhunderts, verdankt diesen Ruf nicht zuletzt auch seinem innovativen Einsatz der neuen Bildmedien (EUR 10.000/ 15.000).
Frank Thiel, bekannt dafür mit großer Sensibilität die deutsche Geschichte um Mauerfall und Wiedervereinigung anhand der Stadtlandschaft Berlin abzubilden, hat ein einzigartiges Werk geschaffen: Direkt nach dem Mauerfall nahm Thiel Grenzsoldaten der Alliierten auf und schuf die 12-teilige Serie, die bis vor kurzem Wolfgang Joop in der Villa Wunderkind in Potsdam beherbergte (EUR 80.000/120.000).
Eindrucksvolle Architekturaufnahmen der Großstadt stammen von Vera Lutter. Die Photographin greift in ihren Arbeiten mit der Lochkamera, der Camera Obscura, auf ein altes Medium zurück und stellt Bezüge zu den Ursprüngen der Photographie her. Es entstehen monumentale tonwertverkehrte Architekturansichten, in die sich – poetisch – die (Belichtungs-) Zeit eingeschrieben hat EUR 12.000/18.000 und EUR 15.000/20.000).
In Andreas Mühes fotografische Bilderwelten verschmelzen romantische Sujets mit politischen Signaturen; er arbeitet zwischen Realität und Fiktion, spielt mit Sein und Schein. In der Serie „A.M. – Eine Deutschlandreise“ präsentiert Mühe eine gedoubelte Angela Merkel an symbolischen Orten in Deutschland. Nähe und Distanz, Erhabenheit und Entfremdung vermischen sich in dieser Reihe (EUR 12.000/18.000). Einen Überblick über Jahrzehnte der Modephotographie bilden neben zwei Portraits von Erwin Blumenfeld eine Reihe von Abzügen von George Hoyningen-Huene, Louis Faurer, Francois Kollar, Germaine Krull und FC Gundlach.
Weitere Höhepunkte aus dem Bereich der Modernen Photographie sind Vintages von Albert Renger-Patzsch: „Landschaft bei Bochum“, 1929 (EUR 4.500/6.500), Aenne Biermann: „Spielbälle“, 1929 (EUR 1.500/2.000), Robert Frank „Ohne Titel (Jungen an der Treppe)“, 1947 (EUR 8.000/10.000) sowie Arbeiten von August Sander, Eugene Atget, Henri Cartier-Bresson, Garry Winogrand, André Kertész, Horst P. Horst, Christer Strömholm u.a.