Im Sommer 1937, als in München die Ausstellung „Entartete Kunst“ vorbereitet wurde, malte Max Beckmann am Strand der Insel Wangerooge sein letztes Bild in Deutschland – „Stürmische Nordsee“, dann emigrierte er nach Amsterdam, um niemals wieder Deutschland zu betreten. Jetzt ist dieses Bild aus dem ehemaligen Besitz des Beckmann-Freundes Stephan Lackner mit seinen drohenden grauen Wolkengebirgen nach Deutschland zurückgekehrt und wird am 27. November in der Villa Grisebach für einen Schätzpreis von 800.000-1.200.000 Euro versteigert.
In der Auktionswoche vom 26. bis zum 29. November werden in Berlin 1438 Kunstwerke in acht Katalogen zu einem mittleren Schätzwert von 17 Millionen Euro angeboten. Die zusätzlichen neuen, 400 m2 großen Räumlichkeiten in der Fasanenstraße 27, direkt neben dem Stammhaus, sind künftig der Sparte Zeitgenössische Kunst gewidmet – und werden mit einer besonderen Auktion eröffnet: „BRD – Zeitgenössische Kunst aus Deutschland“ bietet unter anderem eine konzentrierte Auswahl von wichtigen Werken von Joseph Beuys, Anselm Kiefer („Dein blondes Haar Margarete“; 1981, 250.000-350.000 Euro), Thomas Schütte, Georg Baselitz und Neo Rauch – sowie zahlreichen Arbeiten der deutschen ZERO-Bewegung.
Zu den weiteren Glanzstücken der Auktionen bei GRISEBACH im November gehört eine umfassende Kollektion von Papierarbeiten des deutschen Expressionismus, von Ernst Ludwig Kirchner bis zu Heinrich Campendonk. In der Auktion „Kunst des 19. Jahrhunderts“ ist der Höhepunkt eine „Rüstkammer-Phantasie“ von Adolph Menzel aus dem Jahre 1866, die aus der Albertina an die Erben des ersten Händlers Menzels, Hermann Pächter, restituiert wurde (100.000-150.000 Euro).
Erstmals gibt es einen eigenen Katalog für die Druckgraphik mit Werken von Toulouse-Lautrec bis Alex Katz. Am höchsten geschätzt ist hier der seltene, kolorierte Zustandsdruck „Der Kuß I“ von Edvard Munch mit 180.000-240.000 Euro.
In der Abteilung „ORANGERIE“, die besondere Objekte aus fünf Jahrhunderten anbietet, steht eine Ikone der deutschen Möbelkunst im Mittelpunkt: die „Walderdorff-Kommode“ von Abraham Roentgen aus dem Jahre 1755 (Schätzung 200.000-300.000 Euro).
Micaela Kapitzky