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Grisebach
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Eine Sensation: Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch von 1804“ wird am 30. November bei Grisebach versteigert – zum ersten Mal überhaupt erscheint eines seiner Skizzenbücher auf dem Markt

09.10.2023, Berlin
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© Christian Hagemann
  • Schätzpreis 1 - 1,5 Millionen Euro

  • erstes Skizzenbuch des Künstlers, das überhaupt zum Verkauf steht

  • seit 200 Jahren in Familienbesitz

  • vergleichbare Objekte befinden sich in den Museen in Dresden und Oslo

  • Auktion bei Grisebach am 30. November, 18 Uhr

Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch von 1804“ wird bei Grisebach der Öffentlichkeit vorgestellt – das erste Mal überhaupt, dass ein gebundenes Skizzenbuch des Künstlers auf den Auktionsmarkt kommt, eine Sensation! Es ist das letzte bekannte, bis heute in Privatbesitz befindliche gebundene Skizzenbuch-Exemplar Friedrichs. Von den ehemals insgesamt wohl 20 gebundenen Skizzenbüchern des Malers haben sich nur sechs erhalten - vier teilweise unvollständig gebundene Exemplare bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres befindet sich im Kupferstichkabinett in Dresden. Entstanden in den für seine künstlerische Entwicklung wichtigsten Jahren zwischen 1802 und 1806, blättern sich vor dem Betrachter die zeichnerischen Eindrücke Friedrichs auf seinen Streifzügen in der Dresdner Umgebung auf. Vom 25. April bis zum 1. Juni 1804 ist es dieses Büchlein, das er immer wieder in die Taschen seines Reisemantels steckt. Das „Karlsruher Skizzenbuch“, so betitelt, weil es sich seit jeher in Karlsruher Privatbesitz befindet, ist schon zu Lebzeiten Friedrichs oder kurz danach in die Hände seines engen Künstlerfreundes und bedeutendsten Porträtisten Georg Friedrich  Kersting übergegangen, deren Nachfahren es über gut 200 Jahre bewahrt haben.


Die Zeichnung birgt den Ursprung eines Gedankens zum Bild. Dies trifft in besonderer Weise auf Caspar David Friedrich zu, dem „Erfinder der Symbollandschaft“ (Hans Joachim Neidhardt, Dresden). Als kompromissloser Erneuerer der deutschen Landschaftsmalerei ist Friedrich eine Schlüsselfigur des romantischen Aufbruchs in Europa, mit dem sich die Zeitenwende hin zur Moderne ankündigt, ja radikal manifestiert - wir erhalten intimste Einblicke in die Gedankenwelt eines suchenden Jahrhundertkünstlers auf dem Weg zum Bild. Woran heftet sich seine Aufmerksamkeit, welche Motive, was für Ausschnitte wählt er für sich aus? „Wir dürfen mit Friedrichs Augen sehen - neben einzelnen Bäumen und Baumgruppen finden sich wie mit dem Bleistift sezierte Baumstämme, zarteste Landschafts- und Dorfansichten, ferne Horizonte und weite Ebenen, genauestens studierte Schiffe, Wolken, Vögel im Flug“ (Anna Ahrens, Head of Department Kunst des 19. Jahrhunderts bei Grisebach).


Das „Karlsruher Skizzenbuch“ begleitete Friedrich ein Leben lang. Er nimmt es auch Jahre später immer wieder zur Hand und überführt daraus Motive in seine gemalten Bildwelten – u.a. die berühmte Eiche der Skizzenbuchseite 9 findet Verwendung in drei seiner Hauptwerke: Im Vordergrund links des Frühwerks „Hünengrab im Schnee“ (1806/7; Staatliche Kunstsammlungen Dresden), rechts der Ruine der „Abtei im Eichwald“, (1809/10; Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie), sowie dem (im Krieg zerstörten) Großformat „Klosterfriedhof im Schnee“ aus dem Jahr 1817/19, in dem Friedrich den Baum ebenfalls im Vordergrund rechts als Bildprotagonist einsetzt. Wir haben also ein Objekt vor uns, das in seiner werkgenetischen Bedeutung wohl kaum zu überschätzen ist.


Dr. Christina Grummt, Werkverzeichnisautorin für das Œuvre der Handzeichnungen von Caspar David Friedrich:
„Das ‚Karlsruher Skizzenbuch von 1804‘ - ein Meilenstein in Friedrichs zeichnerischem Werk - wird die Forschungen um den berühmtesten deutschen Romantiker deutlich beflügeln und bereichern.“


Daniel von Schacky, Geschäftsführer und Partner von Grisebach:
„Dieses kleine Büchlein ist voller Magie. Eine Offenbarung. Vom ersten Moment an spürt man seine Einzigartigkeit. Dass wir bei Grisebach ein Objekt dieser Seltenheit, Museumsqualität und außergewöhnlichen Provenienz anbieten dürfen ist eine große Ehre und wird bei Privatsammlern und Institutionen zugleich auf Begeisterung stoßen.“