Unsere aktuelle Abendauktion spannt einen großen historischen Bogen über ganze fünf Jahrhunderte – mit Arbeiten von Albrecht Dürer über Alexej Jawlensky bis Stephan Balkenhol.
Die Reise nimmt ihren Anfang mit zwei Kupferstichen Albrecht Dürers, die noch zu seinen Lebzeiten gedruckt wurden – mit „Adam und Eva“ aus dem Jahr 1504 und „Melencolia I“ von 1514 (beide EUR 80.000–120.000) sind dies gleich zwei ikonische Werke des wichtigsten deutschen Renaissance-Künstlers, die am 9. Juli in Berlin versteigert werden. Eindrucksvoller Ausgriff ins Barock dagegen und ein Highlight ist auch das großformatige, überbordende Stillleben „Großer Blumenstrauß mit Kaiserkrone im Holzbottich“, das Jan Brueghel d.J. um 1625/30 gemalt hat (EUR 800.000–1.200.000).
Einen von dort weiten Sprung in die Moderne des Jahres 1909 schließlich tun wir mit einem Meisterwerk aus der wichtigsten Schaffensphase von Alexej von Jawlensky. Mit der „Landschaft mit Bäumen“ (EUR 300.000–400.000) formuliert er in ungemein leuchtendem Kolorit eine ganz neue Landschaftsauffassung. Eine besondere Entdeckung ist sicher mit der „Kindergruppe“ von Mela Muter aus dem Jahr 1913 zu machen. Hier schuf die zu Unrecht fast vergessene Künstlerin ein eindringliches Gruppenbildnis von großer Menschlichkeit und Tiefe (Schätzpreis EUR 180.000–240.000). Im gleichen Jahr machte sich Emil Nolde auf eine Reise in die Südsee, und malt dann 1915 unsere „Südsee Landschaft II“ (EUR 800.000–1.200.000) - ein chef d´oeuvre des Expressionimus, welches Grisebach erstmalig auf dem Auktionsmarkt anbieten darf. Mit „Pommersche Bauern“ von Karl Schmidt-Rottluff kommt ein weiteres museales Meisterwerk eines Brücke-Künstlers zum Aufruf – ein Ölgemälde mit zwei charakteristisch-kantigen, wie aus Holz geschlagenen Köpfen (1924), das mit EUR 400.000–600.000 taxiert ist. Um 1925/28 schuf Hans Grundig, die Ikone der Dresdner Neuen Sachlichkeit, das Werk „Schüler mit roter Mütze“ – ein Hauptwerk mit beeindruckender Ausstellungshistorie (EUR 150.000–200.000).
Ein prägnantes Werk aus einer wichtigen Schaffensperiode des berühmten ZERO-Künstlers Günther Uecker dürfen wir mit „Bewegtes Feld“ von 1971 anbieten (EUR 200.000–300.000). Von internationaler Museumsqualität mit hochkarätiger Provenienz ist auch die Arbeit „Ohne Titel“ (1993) von Sigmar Polke, welche auf 300.000 EUR geschätzt ist und ebenfalls in unserer Abendauktion zum Aufruf kommen wird. Zum ersten Mal auf den deutschen Kunstmarkt gelangt Neo Rauchs Ölgemälde „Leitung“ von 1997, ein exemplarisches Werk aus der kraftvollen Frühphase des Leipziger Künstlers (Schätzpreis EUR 80.000–120.000). Rudolf Stingels Teppich („Untitled“ von 2012), Zeugnis einer ephemeren Ausstellungserfahrung, rundet schließlich das vielseitige Angebot aus über 500 Jahren auf unserer Sommer-Abendauktion ab (Schätzpreis EUR 50.000-70.000).
Das Hauptlos der Auktion für Zeitgenössische Kunst ist Katharina Grosses besonders kraft-volles und leuchtendes Gemälde, eine Arbeit in typischem Gestus und frischer Dynamik („Ohne Titel“, 2000, EUR 200.000–300.000). Mit Imi Knoebel ist einer der wichtigsten Protagonisten der deutschen Minimal Art vertreten. Seine Skulptur „Frauenstück“ ist 1989 entstanden und auf EUR 70.000–90.000 geschätzt. Mit André Butzers „Pluton“ von 2002 tritt uns eine mysteriöse, pastos gemalte Figur entgegen, die einem Comic entsprungen zu sein scheint (EUR 50.000–70.000).
Auch im Medium der Photographie gibt es natürlich einige besondere Sammelstücke zu entdecken. So präsentieren wir mit Gustave Le Gray einen der heute begehrtesten Fotografen des 19. Jahrhunderts. Das imposante Stadtpanorama „Pont du Carrousel, vue du Pont Royal, Paris“, ist um 1859 enstanden (EUR 10.000–15.000). Ein weiteres Highlight kommt ebenfalls in unserer Auktion „Ausgewählte Werke“ zum Aufruf, es ist die Arbeit „Elephant and Kilimanjaro (1984/2005) des kürzlich verstorbenen amerikanischen Fotografen Peter Beard (EUR 100.000–150.000) Mit zwei weiteren aufmerksamkeitsstarken Trouvaillen kann auch unsere Auktion „Photographie“ aufwarten. Der „Givenchy Hat for ´Jardin des Modes´“ (Paris 1958) von Frank Horvart vereint Modegeschichte und den Esprit der Zeit (EUR 12.000-15.000). Und mit Germaine Krulls „Daretha [Dorothea] Albu. Kostümentwurf: Lotte Pritzel“ (um 1925) dürfen wir eine Arbeit von einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen der Geschichte anbieten (EUR 3.000–5.000).
Insgesamt werden an zwei Auktionstagen 666 Kunstwerke mit einer mittleren Gesamtschätzung von 15 Millionen in 4 Katalogen bei Grisebach angeboten.
Die Vorbesichtigung in Berlin findet vom 17. Juni bis 8. Juli in der Fasanenstraße 25, 27 und 73 statt.
Micaela Kapitzky