Nach der als „Kunstmarktereignis des Jahres“ (Welt am Sonntag) bezeichneten Versteigerung der Sammlung des Grisebach-Gründers Bernd Schultz zugunsten eines Exilmuseums in Berlin sowie den Auktionen „Photographie“ und „Kunst des 19. Jahrhunderts“ konnten in der vergangenen Woche nun die größten Sparten des Hauses anschließen. Mit Moderner Kunst und Zeitgenössischer Kunst wurden an drei Auktionstagen insgesamt € 14,3* Mio. umgesetzt.
Nach dem spektakulären Ergebnis für Max Beckmanns „Ägypterin“ im Frühjahr mit € 5,5 Mio. – dem höchsten Preis, der jemals in Deutschland auf einer Auktion erzielt wurde – gab es auch in den Herbstauktionen einen Millionenzuschlag: Ernst Ludwig Kirchners „Akte im Wald“ gingen für € 1.465.000 in eine spanische Privatsammlung.
Die Kunst des deutschen Impressionismus erfreut sich bei den Sammlern wieder größter Wertschätzung: Lesser Urys Berliner „Hauptbahnhof Bülowstraße bei Nacht“ ging nach langem Bietgefecht im Auktionssaal für verdiente € 450.000 in eine süddeutsche Privatsammlung. Lovis Corinths „Flieder im Kelchglas“ erzielte € 437.500. Großes Engagement der Bieter aus dem In- und Ausland galt unter anderem auch den angebotenen Werken von Emil Nolde (€ 487.500), Fritz Winter (€ 150.000), Norbert Kricke (€ 125.000) und Bruno Goller (€ 125.000). Den Schätzpreis mehr als verdoppeln konnte Bernar Venets Stahlplastik; sie erreichte € 200.000.
Fulminant war der Auftritt der Zeitgenössischen Kunst am Freitagabend. Bei lebhafter Bieterbeteiligung im Saal und an den Telefonen konnte die Gesamtschätzung der Auktion deutlich übertroffen werden. Der höchste Preis war € 337.500 für Tom Wesselmanns Aluminiumrelief „Stillife With Made in Japan Pitcher“ von 1993 – zugleich ein deutscher Auktionsrekord. Einen weiteren Rekord erreichten Ulrich Erbens „Farben der Erinnerung“ von 1993/94 mit € 75.000 (Schätzung € 12.000). Durch Gebote aus dem vollbesetzten Saal und an acht Telefonen konnte Günter Fruhtrunks Gemälde „Ineinanderwirkung von vier Räumen“ seine Schätzung mit € 143.750 fast verdreifachen.
Grisebach erreicht 2018 einen Gesamtumsatz von € 51 Mio. und behauptet mit diesem außerordentlichen Ergebnis erneut seine herausragende Stellung unter den deutschen Auktionshäusern.
Micaela Kapitzky
* Alle Preise inkl. Aufgeld