Nach dem internationalen Erfolg der Sonderauktion der Sammlung Rohde-Hinze weckt die nächste Orangerie-Auktion wieder neue Lust am Sehen. Der Katalog ist ein hochkarätiges cross over von italienischer Gotik über Barock und Klassizismus bis zum Pariser Art déco.
Wiederentdeckung der Kunstgeschichte: Glanzstück der Orangerie-Auktion am 26. November ist die Verkündigungsgruppe von Andrea Pisano (150.000–200.000 Euro). Die Marmorskulpturen entstanden um 1345, also kurze Zeit nach den Bronzetüren des Baptisteriums, die Kunstgeschichte schrieben. Auch bei der Verkündigungsgruppe ist der starke Einfluß Giottos zu bemerken, nach dessen Entwürfen Pisano arbeitete und dem er 1340 im Amt des Dombaumeisters gefolgt war.
Reise um die Welt: Aus dem China der Ming-Dynastie stammen zwei seltene Möbelgruppen, die aus dem ausschließlich dem kaiserlichen Hof vorbehaltenen Huanghuali-Holz geschaffen wurden (Paar Kabinettschränke: 80.000 Euro und Sideboard: 60.000 Euro).
Der Bogen der Schätze aus aller Welt spannt sich ferner von den Netzuke einer norddeutschen Sammlung (ab 400 Euro), über farbenprächtige Quilts des 19. Jahrhunderts aus den USA (je 6.000–8.000 Euro), ein großes Fliesenfeld der persischen Qajar-Dynastie (15.000–20.000 Euro) bis hin zu einem raren Labidjar-Kelim aus Usbekistan (5.000–7.000 Euro).
Große Meister des europäischen Kunsthandwerks: Mit außergewöhnlichen Kunstwerken vereint die Auktion Künstlernamen wie Matthias Wallbaum, Johann Christian Hoppenhaupt, John Linnell, René Dubois, Jean-Henri Riesener, Thomas Hope, Karl Friedrich Schinkel, Dagobert Peche und Josef Hoffmann.
Malerei und Graphik mit Geschichte: Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken der Orangerie stammen von Giovanni Battista Piranesi, Gerard von Kügelgen, Anton Graff, Hieronymus Bosch und Francisco de Goya. Herausragend ist das eigenwillige Portrait des legendären Earl-Bishop of Bristol von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (20.000–25.000 Euro), denn es nimmt den berühmten Beinüberschlag seines Frankfurter Goethe-Portraits vorweg.
Provenienzen mit Konversationsqualität: Aus der Sammlung des Begründerpaares der graphischen Sammlung Albertina in Wien, Herzog Albert von Sachsen-Teschen und Erzherzogin Christine von Österreich, stammt eine Deckelvase aus cremefarbenem Onyx (30.000–35.000 Euro). Die Vorzeichnung hierzu wurde im Metropolitan Museum of Art in New York entdeckt.
Ein Teller mit Chinoiserien und dem sog. Salamimedaillon (20.000–30.000 Euro) aus der Frühphase der Porzellanmanufaktur Meissen wurde für das von Hitler geplante Museum in Linz den Sammlungen Franz Oppenheimers und Fritz Mannheimers abgepreßt – die gütliche Einigung mit den Erben erlaubt es, dass dieses Kunstwerk nun seine Aura wieder voll entfalten kann.
Aus dem Nachlass von Gunter Sachs stammt ein Paar der cathedral-Fauteuils von Jacques-Émile Ruhlmann von 1913 (200.000–250.000 Euro) aus Makassarholz und Elfenbein.