Carl Blechens „Mühlental von Amalfi“ ist eines der wichtigsten Hauptwerke des Künstlers und ein Höhepunkt aus dem Bereich der Kunst des 19. Jahrhunderts, welches im Rahmen der kuratierten Abendauktion „Ausgewählte Werke“ am 28. November um 18 Uhr bei
Grisebach versteigert wird. Die Bedeutung des musealen Gemäldes, entstanden um 1830, wird nicht zuletzt durch das beeindruckende Leinwandformat von 74,5 × 99 cm unterstrichen (Schätzpreis 100.000-150.000 EUR).
Das Landschaftsgemälde befand sich bis 1938 im Besitz der jüdischen Familie Goldschmidt aus Berlin. Kurz nach den Novemberpogromen nahmen sich die Brüder Dr. Arthur Jacques und Dr. Eugen Carl Goldschmidt das Leben. Ihr Neffe Edgar Jacques Moor erbte den
Nachlass und emigrierte noch im selben Jahr nach Südafrika. 1942 wurde das Vermögen von Moor - und damit höchstwahrscheinlich auch das „Mühlental von Amalfi“ - von der Gestapo in Berlin beschlagnahmt. 1944 geriet es über den Berliner Kunsthändler Hans W. Lange in die Hände des „Sonderauftrag Linz“ für das von Hitler geplante „Führermuseum“. Nach dem Krieg kam das Bild 1946 im von der US-Militärregierung eingerichteten Central Collecting Point (CCP) in München wieder zum Vorschein und ging später in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über. Nach über 80 Jahren hat die Kunstverwaltung des Bundes das „Mühlental von Amalfi“ nun an die restitutionsberechtigten Erben nach Edgar Moor zurückgegeben, die es Grisebach zur Versteigerung anvertraut haben.
Blechen gilt als Pionier der modernen Landschaftsmalerei in Europa. Seine Reisen nach Italien, insbesondere in die Region um Amalfi, waren entscheidend für seine künstlerische Entwicklung. Die dort entstandenen Motive, darunter das Mühlental, spiegeln seine Faszination für die intensive Lichtwirkung und die Kontraste der mediterranen Landschaft wider. Das sogenannte „Amalfi-Skizzenbuch“ (Akademie der Künste, Berlin) dokumentiert diese Reise und gilt als eine der berühmtesten Zeichnungssammlungen des 19. Jahrhunderts. Eines des beeindruckendsten Blätter zeigt ein „Gebäude, einen Bach überquerend“. Diese Studie führte später zur Entstehung der Ölskizze, die heute in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist und als Vorstufe zu „Mühlental von Amalfi“ angesehen werden kann.
Carl Blechen zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten der europäischen Kunst des frühen 19. Jahrhunderts. Seine kunsthistorische Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seine Malerei vereint Elemente des Realismus, der Romantik und der beginnenden impressionistischen Lichtmalerei, zu einem Gestus, dessen Magie man sich bis heute nicht entziehen kann. Max Liebermann würdigte ihn entsprechend als „einen der wenigen Auserwählten, der nicht nur zu den Besten seiner Zeit gehörte, sondern auch auf die Besten seiner Zeit einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hatte.“
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