Hauptthema des Werks Carl-Heinz Kliemanns ist die Großstadt Berlin, seine Heimat, in der er Inspiration und schöpferische Kraft findet. Seine Kunst wurzelt im ausklingenden Expressionismus, im späten Schaffen des Brücke-Meisters Schmidt-Rottluff sowie Max Kaus’.
In der Jubiläumsausstellung für Carl-Heinz Kliemann zum 90. Geburtstag konzentriert sich die Villa Grisebach auf zwei Werkgruppen des Künstlers: Farbholzschnitte aus den Jahren 1947 bis 2002 und Portraitzeichnungen von 1960 bis 1990.
Eberhard Roters schrieb 1984 im Katalog der damaligen Kliemann-Ausstellung der Galerie Pels-Leusden: „Der Holzschnitt ist die Kliemann genuine künstlerische Technik. Mit ihr hat er sein Œuvre begonnen. [...] Am Vorbild des Holzschnitts läßt sich der Übergang vom expressionistischen zum metaphorischen Stil, von der architektonischen zur tektonischen Schaffensperiode auf den Punkt genau datieren. Noch mehr als die Gemälde geben die Holzschnitte die Herkunft des Schmidt-Rottluff Schülers vom klassischen deutschen Expressionismus zu erkennen. Kliemann hat sich zu den Ursprüngen seiner Kunst ausdrücklich bekannt. Der Holzschnitt gibt ihm die Möglichkeit, die Freiheit der Gestaltung aus der Einschränkung zu gewinnen, die vom Material und Handwerkszeug vorgegeben ist. Das wirkungsbestimmende Gestaltungsmittel dieser Technik ist der flächengliedernde Kontrast. Kliemann gewinnt der Technik eine unverwechselbare Formensprache ab. Eine zunehmende Klarheit der Gliederung des Motivs nach einander überschneidenden Bildflächeneinheiten ist zu erkennen. Tektonik und Atmosphäre haben sich in der Form aus Gegensätzen zu einer Ganzheit gefunden, die vor allem eines vermittelt: die Empfindung schwebend-heiterer Gelassenheit, die der dunklen Schwere abgerungen ist.“
Weniger bekannt im Schaffen des Künstlers sind seine Portraits. Kliemann versteht das Portrait ganz und gar im tradierten Sinn der Kunstgeschichte – es soll einen bestimmten Menschen erkennbar wiedergeben, beschreibend und deutend – und er hat es als eine interessante aber schwere Aufgabe bezeichnet. „Noch nach 50 Jahren soll man erkennen können wie der Mensch ausgesehen hat“ (C.-H. Kliemann). Es ist ein bewegendes Moment, gestaltenden Persönlichkeiten des Nachkriegsberlins wie Karl Schmidt-Rottluff, Leopold Reidemeister, Edwin Redslob, Bernhard Minetti, Heinz Ohff und anderen in der Ausstellung wieder zu begegnen.
Villa Grisebach, Berlin, 13. Juni 2014